„Ich werde dich zerstören“
Katharina (Name geändert) ist erfolgreiche Unternehmerin, sie reist um die Welt und lebt für ihren Job. Als sie über eine Dating-Plattform einen jüngeren Mann kennenlernt, gibt die Business-Frau seinen Avancen zuerst nicht nach. Sie spürt, dass er nicht zu ihr passt. Hätte die Wienerin damals auf ihr Bauchgefühl gehört, wären ihr Jahre voll psychischer und institutioneller Gewalt erspart geblieben.
Doch der Mann wirbt hartnäckig um sie und zeigt sich zuerst liebevoll und zugewandt. „Ich hatte einen schwachen Moment und habe mich auf eine Affäre eingelassen. Er hat sich so gut präsentiert und ich habe seine Präsenz plötzlich wirklich genossen.“ Sie verbringen immer mehr Zeit miteinander, die Pandemie rückt das Paar noch näher zusammen.
Dadurch wachsen aber nicht nur die Gefühle, auch die Unterschiede werden immer deutlicher. Ihr jüngerer Partner kann sich Katharinas Lebensstil nicht leisten, sie übernimmt immer mehr Zahlungen. „Ich war der Financier in unserer Beziehung“, blickt sie zurück. „Ich habe mehr und mehr investiert, auch in seine Familie.“
„Besitzergreifend und kontrollierend“
Die engagierte Business-Frau zieht aus Liebe dennoch mit ihrem Partner zusammen, nach einigen Monaten wird sie schwanger – eine Eileiter-Schwangerschaft. Eine weitere wird folgen. Diese Verlust-Erfahrungen verändern Katharina grundlegend, sagt sie. Sie will jetzt unbedingt eine Familie gründen, die Arbeit ist nicht mehr das Wichtigste in ihrem Leben. Eine künstliche Befruchtung scheint der einzige Weg zum Kinderwunsch. Mit Ende 30 „dachte ich, das sei die schwierigste Zeit meines Lebens“. Doch Katharina wird noch schmerzhaft feststellen müssen, wie sehr sie sich irrte.
Nach einer hormonellen Achterbahn wird sie wieder schwanger, diesmal klappt alles, ihr Sohn kommt zur Welt. „Ich war sehr glücklich. Nur mein Traummann wurde mit jedem Tag anders.“ Schon während der Schwangerschaft zeigte sich ihr Partner „besitzergreifend und isolierend“. Mit der Geburt verschlimmert sich die Situation. „Plötzlich waren Freunde und Nachbarn falsch, der Kleine sollte nicht dorthin und ich mich nicht mit denen abgeben. Mein damaliger Partner hat auch ständig mit meinen Eltern gestritten.“
Trennung wird zu Kriegserklärung
Statt Familienglück erlebt Katharina psychische Gewalt, ihre Beziehung fühlt sich nicht mehr sicher an. Der Vater ihres Kindes wird immer aggressiver, sie muss sich und ihr Kind schützen. „Ich habe ihn gebeten zu gehen und gesagt, ich helfe dir finanziell mit einer neuen Wohnung. Ich werde dir deinen Sohn niemals wegnehmen, aber wir können nicht als Paar funktionieren. Das ist nicht gesund.“
Der Kindsvater sieht das Ende der Beziehung als persönliche Kriegserklärung, wie sehr sich Katharina auch um eine friedliche Lösung bemüht. Er zieht weder aus der gemeinsamen Wohnung aus, noch kümmert er sich um das Kind. Die Situation eskaliert, als er sie erstmals körperlich attackiert. „Dann ist eine Katastrophe ausgebrochen. Er hat gesagt, dass er jetzt einen Anwalt einschalten wird, dass ich keine gute Mutter wäre und er sich darum kümmern wird, dass das Kind zu ihm kommt.“
Psychoterror: „Er hat sich in ein Monster verwandelt“
Es ist der Beginn einer beispiellosen Vernichtungskampagne. „Er hat mir gesagt, du hast mein Leben zerstört. Du hast jetzt ein Kind, du hast zwei Häuser gebaut und glaubst, du kannst mich loswerden? Auf keinen Fall. Ich werde dich zerstören.“ Katharinas Ex geht es dabei nicht um die Rettung der Beziehung oder um sein Kind, er will den Zugang zu ihrem Vermögen nicht verlieren. Er rächt sich nach der Trennung mit anhaltendem Psychoterror. „Er hat sich in ein Monster verwandelt.“
Unangenehme Vorfälle beginnen sich zu häufen: Bei Katharina wird erst das Gas zu Hause abgedreht. Dann versucht jemand, bei ihr einzubrechen. Die Geschäftskunden der Wienerin bekommen Nachrichten, die sie verunglimpfen sollen. Ihre beiden Ferienhäuser werden auf Buchungsplattformen angeboten, auf denen sie diese gar nicht vermietet. Touristen überweisen Geld für die Fake-Angebote, allerdings nicht auf Katharinas Konto. Sie wird damit schuldlos in einen Betrug hineingezogen. Die Unternehmerin erstattet Anzeige gegen unbekannt, obwohl sie ahnt, wer hinter den Aktionen steckt.
Traumatisierende Besuchsbegleitung
Irgendwann hört der Kindsvater auch ganz auf, seinen Sohn zu besuchen. Er wendet sich jedoch ans Gericht, wo er die Situation völlig anders darstellt. Er behauptet: „Ich darf meinen Sohn nicht mehr sehen. Sie hat den Kontakt verboten“, erzählt Katharina aufgebracht.
Von den Institutionen erfährt die Mutter keine Hilfe. „Das Gericht hat aber erlaubt, dass ich mich in ein Kostenmeer stürze.“ Inzwischen hat sie etwa 35.000 Euro allein für Anwaltskosten ausgegeben.
Neben dem Psychoterror und der finanziellen Gewalt erlebt Katharina auch institutionelle Gewalt: Die vom Gericht angeordnete Besuchsbegleitung entpuppt sich als Albtraum. Erst weigert sich der Kindsvater fast drei Monate lang, sich auf ein Besuchscafé festzulegen, „einfach nur zu Fleiß, um das Ganze zu verzögern.“ Die Richterin gibt seinem Wunsch nach. Als endlich eine Location gefunden wird, erleben Mutter und Sohn Schlimmstes: „Die Besuchsbegleitung hat mir das Kind weggerissen. Mein Kind hat geschrien wie am Spieß, aber sie hat mich des Grundstücks verwiesen.“ Katharina erlebte ein regelrechtes Martyrium: „Ich habe meinen Sohn eine Stunde lang schreien gehört. Als ich ihn wieder übernommen habe, war er war für mich wie eine leere Hülle.“
Ihr damals noch sehr junges Kind weigert sich nach dem Vorfall, Gebäude zu betreten. „Er krallt sich an mir fest und kratzt an meiner Haut, wenn wir zur Bäckerei gehen oder in den Supermarkt.“ Katharina zieht eine Psychologin hinzu. „Ich habe wirklich ein Jahr dafür gekämpft, beim Gericht und bei allen Institutionen, um die Wahrheit zu beweisen, dass mein Kind traumatisiert wurde und, dass ich nichts dagegen habe, wenn Vater und Sohn Kontakt haben.“ Die Treffen mit dem Kindsvater finden inzwischen einmal in der Woche statt. Der Kleine will nicht, dass seine Mutter das Zimmer verlässt. „Zum Schutz meines Kindes und seiner Emotionen spiele ich in einem zehn Quadratmeter Raum mit einer Person, die mir gedroht hat, mein Leben zu zerstören und die das wirklich auch vollzogen hat.“
Um der institutionellen Gewalt zu entgehen, empfiehlt Katharina anderen Müttern in ihrer Situation: „Einfach kämpfen und an das Gute glauben. Und immer alles dokumentieren, denn irgendwann macht die andere Seite einen Fehler.“